HospEngineering

Hospital Engineering – Innovationspfade für das Krankenhaus der Zukunft (HospEngineering)

Forschungsprojekt

Involvierte Personen:

Prof. Dr. Ulrich Frank (Projektleiter UDE)
Dipl.-Wirt.-Inf. Michael Heß (Verantwortlicher Mitarbeiter)

Finanziert durch:

Europäische Union - Europäischer Fond für regionale Entwicklung und Die Landesregierung NRW (Förderkennzeichen: 005-GW01-066 EU)

Status:

abgeschlossen (vom 01.01.2011 bis zum 31.03.2014)

Themen:

Konzeptuelle Modellierung
Multi-Perspective Enterprise Modelling (MEMO)
Multiperspektivische Krankenhausmodellierung

Beschreibung

Im Projekt Hospital Engineering entwickelt der Lehrstuhl zusammen mit 24 weiteren Partnern aus Wissenschaft und Praxis Leitbilder für die Gestaltung des Krankenhauses der Zukunft. Es handelt sich um ein anwendungsorientiertes Projekt, das auf eine mittelfristige Umsetzung der Forschungsergebnisse zielt. Dipl.-Wirt.-Inf. Michal Heß vertritt den Lehrstuhl im Projektteam.

Hintergrund
Deutsche Krankenhäuser befinden sich spätestens seit Beginn des neuen Jahrtausends durch die Veränderung regulatorischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen in einem Spannungsfeld konfligierender Zielsetzungen. Die Einführung eines pauschalierten Vergütungssystems (DRG-System) – und damit die Abkehr vom bis dahin gängigen Kostenerstattungsprinzip – erfordert nun auch von Krankenhäusern wirtschaftliches und damit unternehmerisches Handeln. Gleichzeitig postulieren Gesundheitspolitik und Gesellschaft – vor dem Hintergrund des demographischen Wandels einerseits sowie des medizinischen und technischen Fortschrittes andererseits – eine stetige Steigerung der Qualität der medizinischen Leistungserbringung bei gleichzeitiger Steigerung des Angebotes zu möglichst reduzierten Aufwendungen. Regulatorische Veränderungen fordern eine Steigerung der Transparenz über Art und Umfang sowie Qualität und Kosten der medizinischen Leistungserbringung. Daraus resultieren u. A. gesteigerte administrative und Dokumentationsaufwände, die überwiegend durch medizinisches Personal geleistet werden müssen, sodass dieses mehr und mehr durch die Erbringung patientenferner Tätigkeiten gebunden ist. Der Einsatz fortschrittlicher Informationstechnologie (IT) kann dazu beitragen, medizinische Leistungen in besserer Qualität und zu geringeren Kosten erbringen zu können und medizinisches Personal von patientenfernen Tätigkeiten zu entlasten, damit dieses sich wieder vermehrt patientennahen Tätigkeiten widmen kann.

Ziele 
Vor dem skizzierten Hintergrund zielt das Projekt „Hospital Engineering – Innovationspfade für das Krankenhaus der Zukunft“ auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Krankenhäusern durch den Einsatz fortschrittlicher Informationstechnologie und gleichzeitig die Entlastung medizinischen Personals von patientenfernen Tätigkeiten. Dieser ermöglicht eine Unterstützung der Primär-, Sekundär- und Tertiärleistungen von Krankenhäusern und verspricht  gegenüber der gegenwärtigen Situation eine erhebliche Effizienzsteigerung. Das Projekt umfasst zudem die Entwicklung dedizierter Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in Krankenhäusern. Zentrale Herausforderung dabei ist, Kosten und Nutzen (innovativer) Projekte im Krankenhaus möglichst umfassend ermitteln zu können und so eine nachvollziehbare Grundlage für entsprechende Entscheidungsprozesse legen zu können. Hierzu bedarf es der Berücksichtigung sowohl quantitativer als auch qualitativer Einflussgrößen. Die erzielten Erkenntnisse sollen in einem Referenz-Vorgehensmodell dokumentiert werden, dass als Leitfaden zur (vergleichenden) Evaluation eines oder mehrerer (innovativer) Projekte, Produkte oder Dienstleistungen genutzt und an spezifische Anforderungen einzelner Anwendungsszenarien bzw. Krannkenhäuser angepasst werden kann. Um tragfähige und praxistaugliche Ergebnisse zu erzielen, umfasst das Projekt sowohl wissenschaftliche als auch praxisorientierte Arbeitspakete, die von insgesamt 25 Projektpartnern interdisziplinär bearbeitet werden und fördert so den bidirektionalen Austausch aller in wissenschaftlichen und praktischen Arbeitspaketen involvierten Projektpartner. Das Projekt fokussiert die Anwendungsbereiche „Energieeffizienz“, „Serviceorientierung“, „Transparenz“ und „(Personal)Assistenzsysteme“.

Beiträge des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Unternehmensmodellierung
Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Unternehmensmodellierung forscht im Projekt Hospital Engineeringinsbesondere zu den Themen multiperspektivische Krankenhausmodellierung sowie multiperspektivische Bewertung innovativer Projekte, Produkte bzw. Dienstleistungen.

Modelle stellen ein etabliertes und akzeptiertes Instrument zur zielgerichteten und komplexitätsreduzierenden Abbildung existierender oder gedachter Untersuchungsgegenstände dar. Modelle zielen insbesondere auf die Schaffung bzw. Steigerung der Transparenz über den Untersuchungsgegenstand und folglich die Bildung einer Kommunikationsgrundlage aller am Untersuchungsgegenstand interessierten Akteure. Die Modellierung von Unternehmen („Unternehmensmodellierung“) stellt ein zentrales Forschungsgebiet der Wirtschaftsinformatik dar. Unternehmen sind durch eine Reihe von Akteursgruppen mit unterschiedlichen professionellen Kompetenzen geprägt, die sich in unterschiedlichen Zielsetzungen und Perspektiven auf das Unternehmen widerspiegeln. Um dennoch integrierte und gleichzeitig zielgruppenadäquate Unternehmensmodelle erstellen zu können, bietet sich der Einsatz der Methode Multiperspektivische Unternehmensmodellierung (MEMO) an. Da Krankenhäuser gegenüber traditionellen produzierenden bzw. Dienstleistungsunternehmen durch eine Reihe weiterer Besonderheiten (z. B. Fachsprache, wissensintensive und hoch flexible Arbeitsabläufe sowie tradierte Organisationsstrukturen) gekennzeichnet sind, bedarf es einer weiteren, domänenspezifischen Anpassung bzw. Erweiterung der MEMO-Methode um mit der Anwendungsdomäne bzw. der dort verwendeten Fachsprache zu korrespondieren, um so möglichst intuitiv multiperspektivische Krankenhausmodelle erstellen und nutzen zu können. Unternehmensmodelle eignen sich auch als Grundlage zur Beantwortung umfassender Analysefragestellungen auf deren Basis Potenziale zur Reorganisation und Neu- bzw. Weiterentwicklung des unternehmerischen Handlungssystems sowie zur Adaption bzw. Konzeption und Implementierung unternehmensweit eingesetzter Informationssysteme. Letzteres sollte besonders mit Blick auf medienbruchfreie Integration und benutzerfreundlichere Bedienbarkeit erfolgen.

Praktische Anwendung findet die Unternehmensmodellierung im Rahmen des Leitprojekts Transparenz in der Materialwirtschaft gemeinsam mit den Praxispartnern der Contilia Management GmbH und des Herzkatheterlaborsder Klinik für Kardiologie und Angiologie (Direktoren: Priv.-Doz. Dr. Oliver Bruder, Priv.-Doz. Dr. Christoph K. Naber und Prof. Dr. Georg V. Sabin) des Elisabeth-Krankenhauses in Essen. Das Leitprojekt ist auf die zielgerichtete Bereitstellung benötigter Informationen am Ort und zum Zeitpunkt des Informationsbedarfs in der benötigten Informationsqualität für alle beteiligten Akteure gerichtet. Daher sind zunächst bestehende medizinische und administrative Prozesse im Rahmen kardiologischer Diagnostik und Therapie dokumentiert und hinsichtlich vorhandener Informationsbedarfe seitens des ärztlichen Dienstes, des nicht-ärztlichen Assistenzpersonals und der Mitarbeiter des Zentraleinkaufs analysiert worden. Dazu sind die kardiologischen Maßnahmen KoronarangiographiePerkutane Transluminale Koronarangioplastie (PTCA), und Herzschrittmacher-Implantation mittels Prozessmodellen dokumentiert und um eingesetzte Ressourcen sowie benötigte und erstellte Dokumente ergänzt worden. Zusätzlich sind begleitende Abrechnungs- und Bestellprozesse in Kardiologie und Zentraleinkauf dokumentiert und analysiert worden. Ziel der Analyse ist die Identifikation von Art, Umfang und Häufigkeit der zu verarbeitenden Daten sowie die Identifikation möglicher Medienbrüche oder Redundanzen in Folge mehrfacher Datenverarbeitung durch verschiedene Akteure in verschiedenen Prozessen und nicht integrierten Informationssystemen gewesen. Aufbauend darauf sind Optimierungspotenziale aufgezeigt und mit den Praxispartner diskutiert und evaluiert worden. Darüber hinaus sind auf Basis der durchgeführten Prozessdokumentation und Informationsbedarfsanalyse alle zur medizinischen Leistungserbringung benötigten medizinischen Ressourcentypen identifiziert und in korrespondierenden Modellierungskonzepten rekonstruiert worden. Diese können im Rahmen der multiperspektivischen Krankenhausmodellierung zur zielgerichteten Beantwortung medizinischer, ökonomischer und technischer Analysefragestellungen eingesetzt werden.

Auf Basis durchgeführter Analysen identifizierte Veränderungspotenziale können z. B. durch die Durch- bzw. Einführung (innovativer) Projekte bzw. Produkte oder Dienstleistungen realisiert werden. Bevor dies jedoch geschieht, bedarf es einer umfassenden, transparenten Bewertung ebendieser – sowie ggf. verfügbarer Alternativen – unter Berücksichtigung existierender Ziele und Strategien des Krankenhauses sowie aller beteiligten Akteursgruppen, die , naturgemäß unterschiedliche, möglicherweise konfligierende, Ziele verfolgen und individuelle Erwartungen mit korrespondierenden Veränderungen verbinden. Um die spätere Akzeptanz aller von aus dem Entscheidungsprozess resultierenden Veränderungen betroffenen Akteure zu fördern, sollten diese bereits von Anfang an in den Entscheidungsprozess involviert sein. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, welche Akteure bzw. Akteursgruppen welche Bewertungskriterien und Prioritäten einer entsprechenden Entscheidung zugrunde legen. In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, wie Bewertungen verschiedener Akteursgruppen zu einer aggregierten Bewertung zusammengefasst und nachvollziehbar visualisiert werden können.

Projektkonsortium 
Ein Überblick aller am Projekt beteiligten Partner findet sich auf den Webseiten des Projektes.

Publikationen

Filter:
  • Heß, Michael; Kaczmarek, Monika; Frank, Ulrich; Podleska, Lars; Taeger, Georg: Towards a pathway-based clinical cancer registration in Hospital Information Systems. In: Lenz, Richard; Miksch, Silvia; Peleg, Mor; Reichert, Manfred; Riaño, David; Teije, Annette ten (Hrsg.): Proceedings of the International Joint Workshop Knowledge Representation for Health Care (KR4HC) 2015 - ProHealth 2015. Springer, Cham 2015, S. 80-94. doi:10.1007/978-3-319-26585-8_6VolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael; Kaczmarek, Monika; Frank, Ulrich; Podleska, Lars; Taeger, Georg: Towards a DSML for Clinical Pathways in the Realm of Multi-Perspective Hospital Modelling. In: Becker, Jörg; Vom Brocke, Jan; Marco, Marco de (Hrsg.): Proceedings of the 23rd European Conference on Information Systems (ECIS 2015). Münster 2015. doi:10.18151/7217355VolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael; Kaczmarek, Monika; Frank, Ulrich; Podleska, Lars; Taeger, Georg: On the Requirements Analysis Process for Domain-Specific Languages in the Realm of Multi-Perspective Hospital Modelling. In: Ieee (Hrsg.): Proceedings of 2014 IEEE 1st International Workshop on the Interrelations between Requirements Engineering and Business Process Management (REBPM). 2014, S. 29-38. doi:10.1109/REBPM.2014.6890733BIB DownloadDetails
  • Breitschwerdt, Rüdiger; Heß, Michael: Konzeption eines Bezugsrahmens zur Analyse und Entwicklung von Geschäftsmodellen mobiler Gesundheitsdienstleistungen. In: Thomas, Oliver; Nüttgens, Markus (Hrsg.): Dienstleistungsmodellierung 2014. Springer Gabler, 2014, S. 223-243. BIB DownloadDetails
  • Koeninger, Stephan; Heß, Michael: Ein Software-Werkzeug zur multiperspektivischen Bewertung innovativer Produkte, Projekte und Dienstleistungen. Realisierung im Projekt Hospital Engineering - ICB Research Report. 62. Essen 2014. doi:10.17185/duepublico/47027VolltextBIB DownloadDetails
    Ein Software-Werkzeug zur multiperspektivischen Bewertung innovativer Produkte, Projekte und Dienstleistungen. Realisierung im Projekt Hospital Engineering
  • Heß, Michael: Multiperspektivische Dokumentation und Informationsbedarfsanalyse kardiologischer Prozesse sowie Konzeptualisierung medizinischer Ressourcentypen im Projekt Hospital Engineering - ICB Research Report. 60. Essen 2014. doi:10.17185/duepublico/47029PDFVolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael; Schlieter, Hannes: Modellierung im Gesundheitswesen – Tagungsband des Workshops im Rahmen der "Modellierung 2014" - ICB Research Report. 57. Essen 2014. doi:10.17185/duepublico/47032PDFVolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael; Burwitz, Martin; Schlieter, Hannes: Konzeption ausgewählter Spracherweiterungen zur Ressourcenmodellierung in Modellen klinischer Behandlungspfade – Am Beispiel der Koronarangiographie. In: Kundisch, Dennis; Suhl, Leena; Beckmann, Lars (Hrsg.): Tagungsband Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2014 (MKWI 2014). Paderborn 2014, S. 735-748. VolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael: Towards a domain-specific method for Multi-Perspective Hospital Modelling – Motivation and Requirements. In: Vom Brocke, Jan; Hekkala, Riitta; Ram, Sudha; Rossi, Matti (Hrsg.): Design Science at the Intersection of Physical and Virtual Design. 8th International Conference, DESRIST 2013 Helsinki, Finland, June 11-12, 2013. Proceedings. Springer, 2013, S. 369-385. VolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael: Überlegungen zur umfassenden Bewertung von Innovationen im Projekt „Hospital Engineering. In: Ammenwerth, E.; Hörbst, A.; Hayn, D.; Schreier, G. (Hrsg.): eHealth 2013. Big Data – eHealth von der Datenanalyse bis zum Wissensmanagement. Tagungsband der eHealth 2013. Österreichische Computer Gesellschaft, Wien 2013, S. 197-206. VolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael; Podleska, Lars; Taeger, Georg: Vision einer integrierten Tumordokumentation. In: Gießen, Institut Für Medizinische Informatik (Hrsg.): 20. Informationstagung Tumordokumentation der klinischen und epidemiologischen Krebsregister: Auf dem Weg zur integrativen Krebsregistrierung.. Lübeck 2013, S. 69-70. VolltextBIB DownloadDetails
  • Heß, Michael: Multiperspektivische Krankenhausmodellierung: Motivation und Potenziale. In: Workshop "Wissensbasierte Systeme und Leitlinienmanagement in der Medizin" im Rahmen der INFORMATIK 2012. Gesellschaft für Informatik e. V, Braunschweig 2012. VolltextBIB DownloadDetails